©eorg g r t e b r i cb ©orner, ©aftbofbefißer in Reutlingen
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Rtancbe bebeutiame n (Ereigniffe in ber ©efcbichte Reutlingen s ftanbe n geroiß je–
weils im Vorbergrun b bes 3ntereffe s nicbt blofe ber ©afte bes bamat s erften ©aft»
bofes ber ©tabi, fonbern aucb her heranroacbfenbe n Kinber. Sie alte freie Reichs»
ftaht , bie fchon feit längerer Seit burch einen ©durmoertrag mit Württemberg oer»
bunben geroefe nroar, rourbe1802roürttembergifche Sanbftabt . Ais am 25. gebrua r
1803 Herzog griebricb H. zum Kurfürften erhobe n morbenroar unb ein halbe s 3al>r
barauf , am 29. 3uti, in Reutlinge n bas fmlbígungsfeft b
e g a n g c n
©urbe, tarn her
Kurfürft am 4. Auguft nach Reutlinge n unb hatt e am Rcarftptaß (im ©aftbof 3um
„©olbenen Ocbfen" ) fein Ahfteigequartier ; er befucht e oon hier aus bie Rebetböhle
hei Hönau. 3m felhen 3ahr e mürbe Reutlingen Oheramtsftab t mit Betzingen, Wann»
roeil unb Ohmenhaufen , unb nachbem Württemberg 1806 Königreich gemorbe n mar,
mürben 1806, 1807 unb 1808 metter e Orte bem Oberami zugeteilt , ginige 3af)re '
oon 1810 bis 1816, mar Reutlinge n auch ©arnifonftabt; bas in her Rähe bes
Riaritplatze s gelegen e Kanzteigebäube am Kanzteiplat zrourbe als Kaferne benützt,
bie mit fcbroarzen 3ägern beleg troar. 1813 zogen ruffifche unb öfterreicbifcbe Sruppe n
burch Reutlingen , ©cbon früher einmal, im 3uli 1796, hatte n ficb granzofe n in
Reutlingen unb Betzingen einquartiert . 3m Sabr e 1811 erhiel t Reutlinge n mit
mehrere n anbere n mürttembergifcben ©täbten bie Bezeichnun g „gute ©tabi" unb auf
©runb her neuen ßanbesoerfaffung 1819 auch bas Recht, einen eigenen Abgeorbnete n
für bie ©tabt zu mähten; einer her erften mar Kaufmann ©irt 3alob gindb 1823 bis
1830 (»gl. §§ 35. 201). 1817rourbe Reutlingen Kreisftab t unb ©iß her Regierun g
für ben ©chroarzmatbíreís (am Kanzleiptaß). — 1810 erfchien bie erft e 3eitun g in
Reutlingen mit bem îitel: „3ntetligenzhtatt für bie Sanboogteie n auf her Alb unb
am mittlere n Redar" . 3m 3ahr e 1815 bichtet e Subroig Uhlanb bie weithin befann t
geroorben e Baltabe : „Die ©chtacbt hei Reutlingen" , 1377. 1826 erfchien Wilhelm
Spauffs „gicbtenftein".
Die RI a r i e n f i r cb e in Reutlingen ,roie bas Uímer Biünfter unb bie (Eßtinger
grauenfirch e ein Kteinob gotifabcr Baufunft , mit ben hohen ©pißbögen unb her großen
Rofett e auf her (roefttichen ) (Singangsfeite ,rourbe fchon im 13. unb 14. 3abrbunber t
gebaut ; (Erroin oon ©teinbad), her berühmte (Erbaue r bes ©traßburger Rlünfters, foli
ben Bauriß geliefer t haben . 3n ben 3at)re n 1893—190 1rourbe bie Kirche burd)
Dolmetfd) fcbön reftaurier t unb hierbei im 3nner n bie ©fanbbilber bes erften eoange =
lifchen Brehiger s Btattbäus Äther unb bes Bürgermeifters 3os Weiß aufgeftetlt ,
welche fchon früh hie Reformatio n in her hierfür aufgefcbloffene n Bürgerfcbaft ein»
führten. Die ©tanbhitber bes Rlofe unb 3ofua mürben oon Bilbbauer Karl Wolter
(§ 194) gefertigt . Seßtererrourbe auch mit her Ausführung bes ©erber» unb gärber»
brunnen s bei her Rifotaitirche in ber untere n Witbelmsfiraße betrau t (1920) , mie
auch bes Kríegerbenímals auf bem griebbof in Reutlinge n unb mit bem Reuhau her
Oberreatfcbule . — Bemerfensroer t finb an her Rtaríenfírcberoeíterbín bie beiben
gangfeite n mit ben oieten fpißigen ïûrmlein unb funftootte n Verzierungen , im 3nner n
bie hohen , fchlanten ©äuten, hie reicbgefcbmüdte Kanzel, her tunftootl e îaufftein, bie
mächtig ttingenb e Orgel unb bas Heilige ©rah. Auf bem 72 m hoben Surme fteb t
ein oergotbete r (Engel, urfprünglid) bie 3ungfra u mit bem 3efustinb , her einft bie
Kirche geroeib t mar.
(Rad) K. Rommeí, „Reutlínger ðeímatbud)". 320 Seiten, mit 40 23ilbern. 3. Auflage Ver–
lag örtet & ©pörer. 1924. — Dr. %Brod, „Reutlingen". 3n ber Sammlung „Deutfcblanbs
©tabtebau". Verlag ©eutfd>er Arcbiteltur» unb ðnbuftríeoerlag 33erlin=f>alcnfee. )