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I. ßebensbilber — Reubaufe r ßinie
bie Rafie bie Kartoffetfrantbei t ein, eine große Rlaffe Kartoffeln mußte aus bem
Kelter gänalicb oerfaut t auf ben Düngerhaufen gemorfen merben . Die Hauptnahrun
ber Armen mangelte , bie Armut mar groß. Das unruhig e 3ahr 1848 folgte. A
geiertag Rlaria Rertünbigung, 25. Rtära, ift große granaofenangf t im Dorf, bie
ätoei Rfarrherre n oerliere n aber ben Reut nicht, gin Rolfsoerei nroirb gegrü
rabifat e Reigunge n erwachen in einem Teil her Bürgerfcbaft, Aufhebung her Seh
roirb begehrt . Pfarre r Dorner , törpertich ahnehmenb , aber geiftig noch frifcb, n
regen Anteil an her politifcben gntroidlung ; Seube las ihm bie Bericht e oon h
Rationaloerfammlnu g oor. Btilitärifd)e Durcpmärfche brachten Sehen ins Dorf.
3m Riai bes folgenbe n 3ahre s ftarh Rater Dorner . Das Sehen im Haufe
ftaltete ficb nun gana neu. Ware n Seubes bisher Koftgänger am 2ifcb her glter
geroefen unb hatte n baneben nur eine ©elbfumme für bie eigenen gamitienbebür
niffe erhalten , fo tra t nun Pfarre r Seube in ben ©enuß her Pfarrbefotbun g ein.
Pfarrleut e beaogen ©tubier-, Wohn- unb ©d)lafaimmer im erften ©tod. Die unteren
©elaffe mürben bie Wohnun g her 63jährigen Rcutte r unb ©roßmutter Dorner , bie
noch 24 Witroenjahr e erlebte . 3f)re leßten lebigen ïochter, fpäter aroei her gntelinn
hielten ihr Haus mit eigenem ïifch. Reue ginfebräntungen ergaben fid) in her golg
aus her bebeutenbe n ©d)tnälerung bes pfarrgebalt s burd) bie Ablbfung bes Sehnten
Wieber mußten bie ©üter felbft beroirtfebafte troerben. gs galt, bas tägliche Br
insbefonber e aud) Atild), für bie gablrcicb e gamili e au geroinnen , bie ©üter bur
Rerbefferun g berfelbe nroieber ertragsfäbig unb bamit auch oerpad)tungsfäbig
machen. Das toftet e oiet Rlübe, ©ebulb unb ©elb; oiet ging burd) bie teur e B
pflegung her Dienftbote n unb Arbeite r auf; mancher ©ebaben tra t in her Biebau
ein. ©o mar her fiebtbat e ©eroinn nicht hebeutenb , hoch hatt e man — teilroeife
teuren Seiten , roie ben ungtüdlidjen 50er 3abren — au leben, ohne Rcange l
leiben. Die heranroachfenbe n Kinber blieben in her ginfachbei t unb fanben in
Rlitbilfe auf Wiefe unb Ader gefunfa e unb heilfame Befd)äftigung. greilid), als fi
erroachfenroaren, erroies fid) bie Rotroenbigteit , au ihrer Ausbitbun g für tün
Berufstätigteit fie lieber her Sanbroirtfchaf t ferner au halten . Die grfranfun g
ganaen Biehftanbe s an her Sungenfeuch e legte baher in ben 60er 3af)ren es n
an eine Berpacbtun g au henien , auma t bas Aufhören bes grabergbaue s in
©egenb bamal s oiele aur Auffud)ung anberer grmerbsaroeig e aroang. Das Pfar
haus in Reubaufe n behielt feine ©tellung ats Atittelpunt t bes Dorfe s unb ei
großen Rerroanbtenfreife s bis aum îobe bes Hausoater s 1888. Die Íöcbíer, tei
roeife fchon jahrelan g in Berufsftettunge n befinblid), hatte n fid) bis auf eine, r
©tüße ber gltern unb bann her oerroitroete n Rcutte r bis aum ïobe blieb, her Rei
nach oerbeiratet . Der Bfarrberr , ein tüchtiger unb gemiffenhafte r Hirte feiner
meinbe, mar eine ebrroürbige unb augleicb burd) feine ©üte tiebensroürbige ©eftalt.
Biel ©aftfreunbichaftrourbe auch ferner geübt; namentlic h füllten im ©ommer, a
meiften im Auguft, ©äfte ber oerfcbiebene n ©enerationen bas Haus . An ©onn- unb
geiertage n fehrten hie Dornerfche n ©d)toäger oon ïuttlingen her ein unb h
fprachen politifche,roirtfcbaftlid)e unb familiäre Dinge. Wenn Rtarf t mar, hatt e bi
©chroefter bes Pfarrers , grau 3ulie ©chah, auf bem Plaße unter bem Pfarrhau
ihren Rerfaufsftanb .
3m 3ahr e 1887roaren es 90 3ahre , haß bie beiben Pfarre r Dorne r unb
bie ©emeinbe betreu t hatten. Ats im iperbf t bas 50jährige Amts- unb ghejuhitäu
im Pfarrhau s unb im Dorf gefeier trourbe, fanb bie Bereitun g oon nah unb